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Bauherrschaft: Wohngenossenschaft Zentrale Pratteln
Programm: Mehrgenerationenwohnen
Ausgangslage
Seit dem Kauf der Verteilzentrale Pratteln durch die Logis Suisse AG anfangs 2016, sind schon mehrere planerische Schritte erfolgt. Angefangen mit der Durchführung des städtebaulichen Studienauftrags 2017 – 2018, welchen Bachelard Wagner Architekten für sich entscheiden konnten. Die Weiterentwicklung des Siegerprojektes wurde zum Richtprojekt und daraufhin erfolgte die Erstellung des Quartierplans.
Städtebauliche Setzung
Zentrale Idee des Projektes ist die grosszugige Quartierparkanlage (ca. 112m x 68m) als Mitte einer Grossform mit differenzierter Haltung zum Kontext. Die Konzeptverfasser greifen bewusst die Grossmassstäblichkeit der industriellen Vergangenheit auf und schreiben damit die Geschichte des Ortes fort. Den unterschiedlichen Konditionen des Ortes geschuldet, reagieren die Baukörper auf die Bestandsbauten sowie die Nachbarschaft mit unterschiedlich ausformulierten Bausteinen.
Die Transformation wird zu einer neuen Komposition der industriellen Alt- und Neubauten mit einer eigenen starken Identität.
Das Richtprojekt liefert die planerische Grundlage für den Neubau von ca. 480 Wohnungen, die Erstellung von 15.000 m2 Gewerbeflächen in den historischen Bestandsgebäuden, die Errichtung einer Schulanlage mit 2-fach Turnhalle, sowie grosszügige Grünflächen, Freizeit- und Quartierangebote. Gesamthaft ist das Projekt des Wohnhofs in 6 Bausteine aufgeteilt, welche von unterschiedlichen Wohngenossenschaften und Architekten weiterentwickelt werden, was eine hohe Diversität und Vielfalt erzeugen wird.
Baustein Ost 01-04
Gemeinsam mit der Wohnbau-Genossenschaft Nordwest entwickelt Flubacher Nyfeler Partner Architekten, mit dem Ziel nachhaltigen und gleichzeitig dennoch preisgünstigen Wohnraum zu schaffen, den Baustein Ost.
Geplant ist deshalb ein Gebäude mit robusten Grundstruktur, welche es erlaubt in nachhaltiger Holzelementbauweise, hohem Vorfabrikationsgrad und Low Tech Ansatz zu bauen. Der Richtplan sieht eine gestaffelte Gebäudevolumetrie vor, welche nordöstlichen Ecke 6-geschossig in Erscheinung tritt, um dann zum bestehenden Bau 22 Osteck auf 9 Stockwerke anzuwachsen.
Grundrisse und Nutzungsmix
Das übergeordnete Ziel ist es, eine hohe Diversität und Durchmischung von suffizienten Wohnungen von 2,5 Zimmer bis hin zu 5,5 Zimmer zu erreichen und gleichzeitig gemeinschaftsfördernde Allgemeinräume wie einen Waschsalon und eine Dachterrasse anzubieten. Dem vorfabrizierten und kosteneffizienten Holzbau verpflichtet, wird eine hohe Grundrisssystematik verfolgt, welche mit möglichst vielen repetitive Modulen und für den Holzelementbau sinnvollen Rastereinteilungen gleichermassen die übergeordneten Ziele der Wohnungsdiversität erfüllen kann.
Das Haus wird von der Schulpassage aus über 4 Treppenhäuser erschlossen. Das Erdgeschoss ist grösstenteils als Hochparterre mit einem Höhenversatz von 1,3 M zum Strassenraum ausgebildet. Einzig an der Nord-Ost Ecke bleibt es auf Strassenniveau, da dort eine öffentliche Kita angesiedelt wird die den Abschuss zur Schulpassage bildet.
Das Hauptmodul umfasst ein innenliegendes Treppenhaus welches jeweils 2 Wohnungen erschliesst. Vom diesem gelangt man in den zentralen Bereich der Wohnung, wo eine eingestellte nicht raumhohe Schrankwand den Entreebereich definiert und gleichzeitig den Rücken der Küche bildet. Von hier aus entwickelt sich der durchgesteckte Wohnbereich gleichberechtigt östlich Richtung Schulstrasse und westlich in den Wohnhof. Diese beiden Zonen lassen den Bewohnern die freie Wahl in welche Richtung sie den Wohn- bzw. den Essbereich situieren wollen. 2 Loggien bilden den räumlichen Abschluss und Aussenbezug. Eine weitere Raumschicht beinhaltet im Kern eine (vorfabrizierte) Steigzone um die herum sich die Nasszellen und die Küche anschliesst. Zur Fassade hin sind dann in beide Richtungen die Schlafzimmer angeordnet.
Dieses modulare Grundprinzip wird auch für die kleineren Budget-Wohnungen angewandt, bei welchen auf ein Reduit verzichtet wird und die Küche entsprechend kleiner ist. Der Rücksprung dieses Modules sorgt gleichzeitig für eine bessere Belichtung des Eckmoduls, welches sich um das grosszügige Dreispänner-Treppenhaus herum entwickelt und eine weitere strukturelle Adaption des Grundmoduls mit den zentralen Steig- und Sanitärzonen ist.
Im 6. Obergeschoss springen die Wohnungen auf der Ostseite zu einem Art Laubengang zurück, wodurch man von jedem Treppenhaus aus die gemeinsame Dachterrasse und den Waschsalon erreicht. In diesen Wohnungen rutschen die Küchen und die Essbereiche an den Laubengang, wodurch eine Art Filter und Pufferzone zum intimeren Wohnbereich Richtung Westen in den Innenhof erzeugt wird.
Fassadenausbildung
Die Fassade ist ein fein austariertes Zusammenspiel von Holz- und Faserzement-Elementen, welche das tektonische Fügungsprinzip des vorgefertigten Holzbaus sichtbar macht und durchgängig die angewendete Logik der Vorfabrikation widerspiegelt. Sichtbares Führen und Fügen der unterschiedlichen Elemente sorgt dafür, dass diese nach ihrem spezifischen Lebenszyklus einfach gewartet bzw. ersetzt werden können. Eingehängte Balkone aus vorfabrizierten Betonfertigteilen kontrastieren die leichte Erscheinung der Bekleidung und sorgen für eine Langlebigkeit dieser stark beanspruchten und exponierten Bauteile. Der stellenweise 9-geschossige Baukörper wird durch die Zäsur des Laubengangs in seiner Höhe gegliedert und durch eine weiche Auskleidung in Holz im Massstab gebrochen.
Auch der Sockel wird in einem robusten Material wie Faserbeton bzw. Fliesen verkleidet und schafft einen Bezug zu den Nachbargebäuden. In einem bausteinübergreifenden Farbkonzept werden in der nächsten Planungsphase die mögliche Verwandtschaft der einzelnen Teilprojekte beziehungsweise eine mögliche Ensemblewirkung des Gesamtprojektes untersucht.