WETTBEWERB & STUDIEN

Wettbewerb Betriebsgebäude Zolli, Basel

Bauherrschaft:  Zoologischer Garten Basel 
Verfahren:  Wettbewerb (2. Rang)
Programm:  Verwaltung & Gewerbe

Zoo Basel, Neue Büroräume für die Verwaltung

Die geplante Aufstockung des neuen Verwaltungstrakts auf das bestehende Betriebsgebäude liegt an der Schnittstelle zwischen Stadtraum und Parklandschaft des Zoos.
Die Büroaufstockung übernimmt die Fassadenflucht des angrenzenden Wohnhauses, wirkt zur Stadt zurückhaltend und inszeniert mit der Auskragung und Orientierung den Bezug zum Zoo. Es entsteht ein stimmiges Gebäudeensemble, welches wertig gegen den Stadtkörper in Erscheinung tritt und eine adäquate Adressierung für die Zolli Verwaltung bildet.
Als architektonische Inspiration dient das indonesische Baumhaus in Baumkronenhöhe mit Stützen, schlanken Stäben, verbindendender Balkenstruktur und feinen Fransen als Sonnen- und Wetterschutz.
Entsprechend wird das Betriebsgebäude als massiver Sockelbau mit einem dunklen, groben und unregelmässigen Besenstrich-Putz gegen den städtischen Kontext ausformuliert, bildlich gesprochen als Baumstumpf. Darauf aufbauend sitzt das leichte Baumhaus der Verwaltung mit der vielschichtigen und vermittelnden Holzstruktur aus überlagernden Stützen, Streben und Stäben. Der Blick aus dem Zoo lässt den tektonisch gegliederten Baukörper als filigranes Volumen über den Baumkronen schweben. Materialität und architektonischer Ausdruck verleihen der neuen Verwaltung eine eigene Identität. Die Verortung im Zoo und entsprechende Zugehörigkeit ist ebenfalls aus dem Stadtraum erlebbar und stärkt die Adresse der Zolli Direktion und der Verwaltung. Funktional bieten die umlaufendenden Balkone oder auskragenden Simsen einen Schutz der Fassade und tragen über den Wärme- und Blendschutz zu einem angenehmen Arbeitsklima bei.

 

Erschliessung

Der neue Nutzungsmix von Verwaltungs- sowie Betriebs- und Lagergebäude bedingt eine Entflechtung des Personen- und Warenflusses. Geschützt vom Warenfluss lädt ein attraktiver Haupteingang in der Fuge zwischen Wohnhaus und Betriebs- und Verwaltungsgebäude zum Eintreten ein. Die zweigeschossige Eingangshalle mit Galerie öffnet beim Eintreten den Blick in den Zoo und bietet Raum für Infoboards und kleine temporäre Ausstellungen. Über die neue Vertikalerschliessung mit grossem Personenlift und Treppenhaus sind alle Geschosse und Räume hindernisfrei zugänglich. Die aussenliegende Treppe auf der Ostseite bietet den Tiefpflegern einen direkten Shortcut aus beiden Garderobengeschossen in den Zoo.

 

Nutzungsentflechtung und Flexibilität

Die unterschiedlichen Nutzungsarten werden den verschiedenen Gebäudeteilen zugeordnet. So werden die Gästezimmer unabhängig vom Betrieb im Wohnhaus integriert. Die Lager- und Personalgarderoben befinden sich im Sockel des Betriebsgebäudes und wurden um die Fläche der ehemaligen Wohnung erweitert. Die Verwaltung wird auf den beiden Regelgeschossen der Aufstockung zusammengefasst. Im konstruktiv wie betrieblich vermittelnden Zwischengeschoss befinden sich der grosse Aufenthalts- und Schulungsraum mit der gedeckten Terrasse für alle Mitarbeitenden (Betrieb und Verwaltung) sowie Gäste. Der ehemalige Aufenthaltsraum wird als Sitzungszimmer und für externe Zoo Verbandsarbeitsplätze umgenutzt.

 

Erweiterung als Aufstockung

Beim strukturellen Holz-Hybridbau der Aufstockung wurde die Tragstruktur auf die Büronutzung ausgelegt, die Erschliessungs- und Steigzonen in zwei Kernen zusammengefasst, sodass für die Büronutzung eine skalierbare Offenheit im Innern besteht. Die Basis bildet das innere Grundraster von 1.45 m, welches eine flexible Möblierung garantiert und aus dem Vielfachen sich das für den Holzbau sinnvolle Stützenraster mit 5.80 m ergibt.
Im vermittelnden Zwischengeschoss werden diese Lasten aufs Bestandsgebäude umgeleitet, die Haustechnik mit kurzen Wegen integriert und der neue, dreiseitig in den Park orientierte Aufenthalts- und Schulungsraum mit Teeküche für alle platziert. Dieser im Mittelpunkt liegende Raum eignet sich mit der gedeckten Terrasse für kleinere, interne Anlässe mit Catering aus dem Restaurant.
Ebenfalls in diesem Geschoss befindet sich der zur Stadt hin orientierte Empfang der Verwaltung. Die Gäste treten in der Analogie zum Webervogelnest von unten über die grosszügig gewendelte Holztreppe in die Verwaltung in den beiden Obergeschossen ein. Die Bewegung führt mäandrierend an den einzelnen Bereichen der Bürolandschaft vorbei.
Die offene, kommunikationsfördernde Bürolandschaft ermöglicht unterschiedliche Arbeitsformen und kann flexibel auf ändernde Bedürfnisse der Zusammenarbeit reagieren. Eine freie Einteilung, aber auch eine Erhöhung der Arbeitsplätze ist durch die Modularität der Bürogeschosse möglich.

 

Materialisierungskonzept Aussen

Beim Bestandsbau führen die durch die Aufstockung notwendigen Anpassungen an den Fassaden zu einer gewollten massiven Erscheinung. Das Schliessen einiger Fenster zusammen mit der statischen Ertüchtigung erfordert eine neue Verkleidung. Um die Wirkung als Sockelbau zu betonen, wird dieser mit einem groben, mineralischen Besenstrich-Putz versehen. Darüber sitzt die weit ausladende, dreigeschossige neue Verwaltung. Eine rundumlaufende, je nach Orientierung unterschiedlich tiefe Schicht als Rettungsweg, Servicerundgang, Vordach und konstruktiver Holzschutz umhüllt das Volumen der Aufstockung. Holzlamellen in unterschiedlicher Dimension bilden zusammen mit den Senkrechtmarkisen den Blendschutz der Arbeitsplätze und verleihen der Fassade eine Tiefenwirkung. Das flirrende Spiel aus Licht und Schatten betont die filigrane Erscheinung der Verwaltung. Die dahinter liegende, allseitige Verglasung gibt den Blick in den Zolli und über die Stadtsilhouette frei und sorgt für eine optimale Tageslichtnutzung. Das Flachdach der Aufstockung ist von technischen Aufbauten befreit. So erfüllt die Dachfläche die vielfältigen Anforderungen nach ökologischem Ausgleich, Klimapuffer, Stromproduktion mit mindestens 30 kWp und Tageslichtnutzung über Oblichter in einem. An den Fassaden finden in Nischen Nistkästen für Vögel und Fledermäuse ihren geschützten Platz.

 

Materialisierungskonzept Innen

Regionales Holz von den Stützen über die statischen Unterzüge, Fenster, massiven Holzlamellen für die abgehängten Decken bis hin zum Parkettboden bildet den warmen Grundtonus des Gebäudes. Die mit Lehmbauplatten beplankten Leichtbauwände werden hell verputzt und kontrastieren sich zusammen mit den hellen Möbeln angenehm zum Holz. Die Bürolandschaft wird mit den Kernen der Nebenräume, den Holzwendeltreppen, verglasten Meeting- und Rückzugsräumen zoniert und lässt eine flexible Möblierung zu. Anpassungen und spätere Veränderungen sind durch das durchgängige Raster einfach möglich. Massive Holzlamellen und absorbierende, abgehängte Deckenpaneele aus Filz helfen das akustische Klima auf ein für die Bürolandschaft angenehmes Mass zu bedämpfen.

 

Nachhaltigkeit

Um einen möglichst nachhaltigen Einsatz von Materialien und sorgsamen Umgang mit den Ressourcen anzustreben, wird für die neue Verwaltung eine klare und einfache Konstruktion mit grossem Holzanteil entwickelt, deren Elemente später einfach zu trennen sind und der Wiederverwertung zugeführt werden können. Die Holz-Beton-Verbund-Bauweise der Aufstockung mit Verwendung von regionalem Holz hilft die graue Energie zu minimieren und die Kriterien einer nachhaltigen Bauweise zu erfüllen. Zudem sind mit der weitgehenden Trockenbauweise ein hoher Grad an Vorfabrikation und dadurch eine kurze Bauzeit möglich. Dies sind beste Voraussetzungen, um den laufenden Zoobetrieb möglichst kurz mit den Umbau- und Bauarbeiten der Aufstockung zu tangieren.

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