WETTBEWERBE & STUDIEN

Wettbewerb Neubau Doppelkindergarten, Solothurn

Bauherrschaft:  Stadtbauamt Solothurn
Verfahren:  Wettbewerb
Programm:  Doppelkindergarten, Tagesstruktur
Rang:  ohne Rang

Das japanische Zeichen 間 [ma] bedeutet „dazwischen“ und kann als Intervall der Zeit und/oder des Raums gedeutet werden. Räume werden nicht durch ihre äusseren Masse und Grenzen bestimmt, sondern entstehen „dazwischen“, im Zusammenhang mit der Zeit, durch vergängliche Handlungen und Stimmungen. Erst in dem Moment in dem die leere räumliche Einheit von etwas in „Besitz“ genommen wird verwandelt sie sich in einen Raum. Nicht nur das aktive Wirken eines Nutzers, auch Veränderungen welche Jahreszeiten, Wetter, Licht und Schatten erzeugen, spielen dabei eine Rolle.

Der Neubau ist im Geiste dieses „Dazwischens“ konzipiert. 9 Kuben beherbergen die unterschiedlichen Nutzungseinheiten für Kindergarten, Tagesschule und Technik- Nebenräume. Sie sind durch eine, mit grossen Fensterfronten versehene, Spiel- und Begegnungshalle miteinander verbunden. Durch eine austarierte Positionierung dieser Körper entstehen spezifische Zwischenräume welche im Innern intime Nischen mit Ausblick entstehen lassen und im Aussenraum unterschiedlichste Aussenraumqualitäten erzeugen, und dabei gleichzeitig Innen und Aussen allseitig verbinden. Die Kinder stehen dadurch im Kontakt mit der Aussen- und Umwelt. Sie erleben das Wetter, das Licht im Tagesverlauf und die Natur im Wechsel der Jahreszeiten. Es entsteht ein differenziertes Gebäudekonglomerat welches sich selbstbewusst mit der Umgebung verwebt, dabei den kindlichen Massstab wertschätzt und doch gleichzeitig eine verspielte Grossform ist, welche im Vis-à-vis mit dem prägnanten Schulhaus bestehen kann und mit seiner allseitigen Orientierung und Offenheit auch den Bogen zu diesem schlägt.

Das Verhältnis von Programm und Ort bestimmt hier die Aufgabe. Das flache Terrain und der wertvolle Baumbestand sind das Gedächtnis des Ortes. Die Bäume werden aus dem Bestand weiterentwickelt und zu einem Gesamtbild arrangiert. Die Aussenräume des Neubaus werden als artifizielle Gartenzimmer konzipiert und umgärtet.

Vom zentralen Eingangsbereich gelangt man entweder in den Kindergartenbereich oder gegenüberliegend in die Tagesschule. Durch diese gemeinsame Vorzone sind die zwei Nutzungen getrennt und doch räumlich visuell verbunden. Ebenfalls zentral gelegen ist die Sanitär- /Technik- und Lagereinheit positioniert welche alle Nebenräume vereint und somit von beiden Einrichtungen gleichermassen genutzt werden kann. Der Doppelkindergarten und die Tagesschule teilen sich in jeweils zwei bzw. drei identische Nutzungseinheiten auf, welche eine robuste und nutzungsoffene Grundstruktur aufweisen. Über die offen gestaltete Elementfassade werden die Kerne optimal belichtet und orientieren sich dreiseitig in die Umgebung. Im Gegensatz zu den Tagesschuleinheiten haben die Kindergartenkuben jeweils noch den Sanitärbereich und Teeküche in ihrer internen Vorzone integriert. Die Büroflächen sind im Bereich des Gruppenraums integriert, so dass diese bei Bedarf dem Gesamtraum zugezogen werden können. Die Raumaufteilung ist bei den Kindergärten und der Tagesschule flexibel, sodass die Raumzonen vielfältig nutzbar sind und sich gut an den künftigen Wandel anpassen lassen. Die Raumtrennungen sind durch Sekundarelemente wie mobile Trennwände, Schrankeinbauten, Vorhänge und flexible Möbel formuliert.

Die Tragstruktur der Kuben ist ein auf Holzstützen ruhender grosser Trägerrost aus Leimholzbindern. Der Trägerrost erlaubt jeweils eine freie Einteilung des Grundrisses und der Fassade. Geschlossene Wandelemente in der Fassade steifen die Konstruktion aus. Die Holzkonstruktion ist ökologisch, nachhaltig und sie reduziert den Aufwand des Dämmens von Bauteilen der Primärkonstruktion zur Vermeidung von allfälligen Wärmebrücken. Das nicht unterkellerte Gebäude ist auf einer Flachfundierung und Streifenfundamenten gegründet was den notwendigen Massespeicher bildet.

Die Pfosten- Riegel Fassade mit umlaufenden vertikalen Holzlamellen aus Furnierschichtholz ist Einsichtsschutz und gleichzeitig konstruktiver Sonnenschutz für die Räume dahinter. Die Fassadenrippen sind mit öffenbaren und feststehenden Glaselementen sowie hochwärmegedämmten Paneelen ausgefacht.

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